

Der Fluch aus den Flammen
König Philipp hebt die Hand. Der Henker hält eine lodernde Fackel an den Holzstoß. Bald hüllt dichter Rauch die beiden Verurteilten ein. Und dann, plötzlich, dringt die noch immer mächtige Stimme des Großmeisters durch den Feuervorhang: „Papst Clemens, König Philipp! Verflucht sollt ihr sein! Noch ehe ein Jahr vergeht, fordere ich euch vor Gottes Gericht, damit Ihr dort eure gerechte Strafe empfangt.“ Nachdem die Flammen seinen letzten Schrei erstickt haben, stürzt Jacques de Molay in die Glut. Bald ragt nur noch seine völlig verkohlte Hand dort hervor. 33 Tage nach diesem grausamen Schauspiel stirbt im fernen Rom Papst Clemens V., und acht Monate später erleidet der französische König Philipp der Schöne einen tödlichen Jagdunfall. Der Fluch aus den Flammen ist in Erfüllung gegangen. Das Drama ist vorbei.


Sie führten das Schwert im Namen des Herrn
Konferenz der Templer: In Anwesenheit von Papst Eugen III. und König Ludwig VII. von Frankreich halten die Tempelherren eine Kapitelversammlung ab. (picture alliance / akg). Vor 900 Jahren wurde der Orden der Tempelritter gegründet, dessen Geschichte bis heute so rätselhaft wie sagenumwoben ist. Der Wind bläst in heftigen Stößen. Im Schein einer Fackel schichten die Henkersknechte Holz auf den schon übermannshohen Scheiterhaufen. Dort, gegenüber der Kathedrale Notre-Dame in Paris, stehen an diesem Märztag des Jahres 1314 der Großmeister des Templerordens Jacques de Molay und der Großpräzeptor der Normandie Geoffroy der Charnay nebeneinander an Pfähle gebunden, die Gesichter zur königlichen Loge gewandt.
Opfer des größten Justizmordes des Mittelalters
„Im Mittelalter gab es jede Menge militärischer Orden“, erklärt Jones. „Die Deutschordensritter, die Johanniter, die Malteser, die Livländischen Schwertbrüder, also Dutzende. Aber es sind die Templer, die bis heute die Fantasie der Menschen beschäftigen.“Die Tempelritter sind die adligen Schwertträger Jesu, sie verbinden das weltliche Leben mit den geistigen Ansprüchen ihrer Zeit, die ritterlichen Ideale der Krieger mit der spirituellen Kraft der Mönche. Sie gründen die „Arme Ritterschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem“. Ihre Ordensregel entwirft die höchste geistige Autorität der Zeit,


Die notwendige Vernichtung des Bösen
Ihren Weg zu Gott suchen sie nicht in der friedlichen Abgeschiedenheit eines Klosters, sondern auf dem Schlachtfeld und bei der Sicherung der Pilgerwege. Und zwar durchaus mit Waffengewalt. Das rote Kreuz auf ihrem Gewand symbolisiert das Blut, das Christus für die Menschen vergossen hat . Die „Arme Ritterschaft“ gründet ein Bankenimperium
So werden die neuartigen Kriegermönche zu einer militärischen Eliteeinheit,
Aus den Männern des Glaubens und des Schwerts werden Bankiers, Finanzfachleute, Investoren. Das weckt Begehrlichkeiten, erzeugt Neid und Missgunst. Und so beginnt die Zeit der Verfolgung.
Dazu kommen die militärischen Niederlagen der Christen im Heiligen Land. Nachdem die letzten christlichen Bastionen, Jerusalem und die Templer-Hochburg Akkon 1291 an die Muslime gefallen sind, ziehen sich die Tempelritter nach Zypern zurück, errichten dort ihren Hauptsitz



Motive für die Auslöschung bis heute unbekannt
Das Ende des Templerordens besiegelt König Philipp der Schöne von Frankreich am Freitag, dem 13. Oktober 1307. Handstreichartig lässt er alle rund 1000 französischen Ordensniederlassungen durchsuchen, Ländereien und Burgen beschlagnahmen, Ordensangehörige verhaften und einkerkern, unter ihnen auch den Großmeister Jacques de Molay. Die Motive für diese Aktion sind bis heute unerforscht. Geldgier? Eifersucht auf die faszinierende Aura der Ritter? Ein Angriff auf die Macht der Kirche und des Papsttums? Wir wissen es nicht.





























